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Tour de France - Greipel macht Kittels Fehlen vergessen

<b>André Greipel hatte seine Gegner im Vorfeld der 102. Tour de France eindringlich gewarnt. Mit Kapuzenpullover bekleidet, das Mikrofon vor einer dunklen Kulisse lässig in der rechten Hand haltend, reimte der deutsche Radprofi sein Selbstverständnis im Stile eines Gangsta-Rappers in Richtung Konkurrenz. "Der Gorilla kommt", heißt es in dem nicht ganz ernst gemeinten Clip, und: "Sprinter Nummer eins.</b>

Tour de France - Greipel macht Kittels Fehlen vergessen

Nach dem Sieg auf der turbulenten zweiten Etappe in die niederländische Provinz Zeeland kann Greipel genau das aus Überzeugung von sich behaupten. Als "herrlich" bezeichnete der 32-Jährige vom Team Lotto-Soudal die Tatsache, am Sonntag gleich das erste Sprint-Finale für sich entschieden zu haben: "Für mich und meine Mannschaft ist das eine fantastische Belohnung." Die großen Rivalen Peter Sagan (Slowakei) und Mark Cavendish (Großbritannien) hatten das Nachsehen.

Greipel stand im Mittelpunkt. Als ihm im Ziel sein Teamkollege und Kumpel Marcel Sieberg um den Hals fiel, drohte eine Journalistentraube das Duo fast zu erdrücken. Wenig später stand der gebürtige Rostocker mit dem ersten Grünen Trikot seiner Karriere auf dem Podium und erhielt von seiner Equipe ein Rennrad mit Sonderlackierung. Dass Greipels Ehefrau Kristina erstmals einen Tour-Etappensieg ihres Gatten vor Ort bejubelte, machte das Glück des Familienmenschen Greipel perfekt.

Greipel in den Vorjahren im Schatten von Kittel

Auch am Tag nach seinem Etappensieg war Greipel von seinen Sprint-Rivalen nicht zu schlagen. Er gewann den Zwischenspurt in Havelange vor John Degenkolb und baute seine Führung in der Punktewertung weiter aus.

In den vergangenen beiden Jahren war Greipel eine andere Rolle zuteil geworden. Bei der Tour, "bei der ein Etappensieg mindestens doppelt soviel wert ist als irgendwo anders", stand Greipel im Schatten des Shooting-Stars Marcel Kittel. Acht Etappen hatte der Sonnyboy bei der Großen Schleife gewonnen und sich so zum wohl populärsten deutschen Radprofi aufgeschwungen. Greipels zwei Tageserfolge gerieten beinahe zu einer Randnotiz.

Doch bei der Tour 2015 fehlt Kittel, von seinem Team Giant-Alpecin war er in einer kontroversen Entscheidung nicht für das Rennen nominiert worden - der Konflikt schwelt weiter ungelöst vor sich hin. Während Greipel in den Niederlanden seinen siebten Tour-Etappensieg bejubelte, ist der nächste Renneinsatz des 27-Jährigen noch offen. Kittel muss sich derzeit mit Trainingsausfahrten begnügen.

Greipel zeigt große Konstanz

Dass Greipel in der öffentlichen Wahrnehmung oft hinter Kittel steht, ist dabei kaum gerechtfertigt. Das Kraftpaket ist ein Muster an Konstanz, seit 2008 hat er immer mindestens eine Etappe bei einer großen Rundfahrt gewonnen. In der laufenden Saison kommt Greipel bereits auf zehn Siege.

Die nächste Chance bei der Tour bietet sich Greipel wohl auf der fünften Etappe nach Amiens. Den Blick in das Video auf Greipels Internetseite können sich seine Konkurrenten derweil sparen. Den markigen Worten hat der "Gorilla" auf der Straße längst Taten folgen lassen.

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