Deutsches Brot und Bier auf dem Weg zum Weltkulturgut

Verschiedene Brotsorten, wie Mischbrot, Roggen-Vollkornbrot, Baguette und Knäckebrot: Bäcker wollen, dass die deutsche Brotvielfalt international anerkannt wird. Foto: Hans Wiedl/Symbolbild

Für das geplante deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes sind 128 Vorschläge eingangen. Darunter sind Handwerkskünste, Bräuche und Musikformen.

Die Brauer hoffen darauf, dass das Reinheitsgebot des Bieres anerkannt wird. Die Bäcker wünschen sich ein Prädikat für die deutsche Brotkultur.

Was versteht die Unesco unter immateriellem Kulturerbe?

Die Weltkulturorganisation zählt zu diesem geistigen Erbe lebendige Traditionen, Ausdrucksformen, menschliches Wissen über Natur und Universum, darstellende Künste und traditionelle Handwerkstechniken.

Welche Ziele verfolgt das Unesco-Abkommen?

Was die Unesco in einem Verzeichnis dokumentiert, soll von der jeweiligen Gruppe mit Hilfe der Staaten und der Unesco selbst erhalten werden. Ein besonderer Schutz ist damit nicht verbunden. Das Abkommen verweist darauf, dass Traditionen sich verändern und an den Menschen und dessen aktive Überlieferung gebunden sind.

Was unterscheidet das immaterielle Kulturerbe vom Weltkulturerbe?

Unter das immaterielle Kulturerbe fallen nach Unesco-Definition Traditionen, Bräuche, menschliches Wissen und Können. Im Gegensatz dazu gelten als Weltkulturerbe ausschließlich Baudenkmäler, Stadtensembles sowie Kultur- und Naturlandschaften.

Die beiden Begriffe basieren auf zwei unterschiedlichen Unesco-Abkommen. Dem Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt trat Deutschland 1976 bei. Das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes ist seit 2006 in Kraft. Mehr als 150 Staaten haben es unterzeichnet, Deutschland ist seit Juli 2013 dabei.

Welche Kulturgüter hat die Unesco schon geadelt?

In einer «repräsentativen Liste» der Unesco sind mittlerweile 281 traditionelle Kulturformen aus allen Weltregionen aufgeführt. Dazu gehört etwa das Krabbenfischen auf Pferden in Belgien und das brasilianische Festival «Cirio de Nazaré», eine der weltweit größten religiösen Prozessionen. In einer weiteren «Liste des dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbes» gibt es bislang 35 Einträge. Im Dezember kam zum Beispiel ein Maisanbauritual aus Guatemala hinzu.

Welchen Wert hätte die Anerkennung der deutschen Brotkultur oder des Reinheitsgebots für Bier in das Unesco-Verzeichnis?

Den Bäckereien, die nach traditioneller Art backen, brächte das einen Imagegewinn. Sie können auf die besondere Auszeichnung auch in der Werbung verweisen. Da gälte aber auch für industriell gefertigte Backwaren, bei denen möglicherweise Zutaten minderer Qualität zum Einsatz kommen. Beim Bier wäre es ähnlich: Die Würdigung des Reinheitsgebots durch die Unesco würde deutschen Brauern im Wettbewerb mit ausländischer Konkurrenten helfen.

Hätte eine Unesco-Auszeichnung Folgen für die Zutatenliste oder die Herstellungsweise von Brot in Deutschland?

Nein. Die UN-Organisation macht den Herstellern keine entsprechenden Vorschriften.

Wer hat sich sonst noch um die Aufnahme ins Unesco-Verzeichnis beworben?

Unter den 128 Vorschlägen, die bis zum Fristende im November bei den Kultusministerien der Bundesländer eingingen, sind Handwerkskünste, Bräuche und Musikformen. Zu den Anwärtern zählen unter anderem der Rheinische Karneval, der Chorgesang sowie der Kratzputz an historischen Fachwerkhäusern.

Wie sieht das Verfahren der Unesco aus?

Bis Ende November mussten die Bewerbungen eingereicht werden. Bis April treffen die Bundesländer eine Vorauswahl für das bundesweite Verzeichnis. Die ersten Einträge in die nationale Liste sollen in diesem Herbst präsentiert werden. Ein Komitee wählt dann die geistigen Kulturgüter aus, mit denen sich Deutschland bei der Unesco bewirbt. Im Jahr 2016 wird die Unesco entscheiden, welche Traditionen in ihre Verzeichnisse aufgenommen werden.

Unesco zu immateriellem Kulturerbe